lunes, 26 de octubre de 2015

Serie „Memoria“ und „Espacios de Esperanza“ („Erinnerungsbilder“ / „Hoffnungsräume“)

Ich bin ein Künstler aus Kolumbien. Seit über 15 Jahren setze ich mich in meiner Kunst mit den Folgen des jahrzehntelangen Bürgerkrieges in meiner Heimat auseinander. Besonderes Interesse liegt dabei auf den Menschen, die verschwunden sind, auf jene, die jäh aus dem Leben gerissen wurden, für die es keine Gräber gab und gibt und der Trauer der Hinterbliebenen. Dabei sehe ich uns alle als Hinterbliebene, als Nation, als Menschenheitsfamilie, der ein Teil ihrer Selbst genommen wurde: die potentiellen Möglichkeiten eines denkenden, liebenden Menschen, die Einzigartigkeit eines Menschenlebens. Da ist die eine Seite: „Memoria“ heißt also Erinnerung, Gedächtnis. Dieser Menschen soll erinnert und im Gedächtnis behalten werden, wie er auch in der Trauer der Angehörigen traumatisch im Gedächtnis verhaftet bleibt. Sie suchen oft über Jahrzehnte nach den sterblichen Überresten, nach dem Warum, nach den Täter, damit ihre Trauer einen konkreten Ort bekommen kann.
Auf der anderen Seite sind es in den vergangen 50 Jahren des Krieges und der Gewalt 30 000 Menschen, die so vrschwunden sind. Sie tauchen in verschiedenen Statistiken auf, als Ziffer, als namenlose Opfer. Auch hier wieder körperlos, anonym.
Das kommt in meinen Bildern zum Ausdruck: Silhouetten, Schatten, die Menschen angedeutet durch Linien, durch Farbflächen, gesichtslos.
Ich arbeite in leuchtenden Farben, öft auch mit Primärfarben.
Ich möchte nicht das Elend darstellen, sondern die Potentialität, das Möglichkeit, das, was dahinter liegen könnte, wenn wir den Einzelnen als Menschen wahrnehmen und seinen Tod als unser Tod.
Die Farbigkeit ist auch eine Reminisenz an meine Heimat: die Sonne, die tropische Üppigkeit, die Lebensfreude trotz allem.

In den letzten Jahren habe ich mich immer mehr gelöst, von dem konkreten Konflikt in Kolumbien, bedingt durch die globalen Kriege um uns herum, ist Kolumbien nicht mehr ein singuläres Land, weit weg in einer Verstrickung in seine nur ihm spezifischen Geschichte und Gewaltspirale. Es steht für mich als Metapher für die Welt an sich und das Leiden. Jeder Mensch, der flüchtet, verliert sein Gesicht, wird namenlos, zu einer Silhouette, zu einem Schatten – und doch ist er auch mehr: birgt er sich ein ihm ein einzigartiges, individuelles, nur ihm gehöriges Menschenleben und Menschenschicksal.

Das möchte ich in dem zweiten Zyklus „Espacios de Esperanza“ / „Hoffnungsräume“ zeigen.
In Kolumbien steht nach dreijährigen Verhandlungen ein Friedensabkommen vor dem Abschluss. Was daraus wird ist offen, wie ein Frieden nach so langer Zeit des Krieges aussehen kann, läßt sich schwer sagen. Dennoch, ein Anfang … Auch in dieser zerrissenen Welt, müssen wir einen Anfang wagen, immmer wieder, wenn wir als Menschenheit, wenn wir mit unserer Menschlichkeit überleben wollen. Wir brauchen also Hoffnungsräume, Utopien, einen weiten Horizont, den wir mit den Farben unserer Hoffnung füllen können.












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